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Handicaptation mit neuem Internetauftritt

Handicaptation mit neuem Internetauftritt

Veröffentlicht am Sonntag, 28. Mai 2017 von Ottmar Miles-Paul

Logo von Handicaptation

Logo von Handicaptation       ©-Bild Handicaptation

Potsdam (kobinet) Lea Voitel lässt sich von einem Handicap nicht davon abschrecken, am Leben der Gesellschaft teilzunehmen und will andere dazu "verführen", dies ihr gleich zu tun. Dafür hat die junge Frau eine Internetseite gestartet – Handicaptation -, die sie nun neu überarbeitet hat. Für die kobinet-nachrichten berichtet Lea Voitel über ihre Aktivitäten und die Internetseite.

Bericht von Lea Voitel

Die Gründung von „Handicaptation", damals noch unter dem Namen „Aktiv trotz Handicap" bekannt, geschah Anfang 2016 eher zweckmäßig. Denn einige Zeit vorher war ich auf meiner ersten großen Demonstration in Berlin. Wir demonstrierten mit Megaphon und Konfettikanonen für ein gutes Teilhabegesetz. Während der Veranstaltung fanden einige Zettel den Weg in und um meine Tasche. Am nächsten Morgen arbeitete ich die systematisch ab. Ich hielt inne, als ich den Aufruf mit dem Titel: „Behindertenbewegung 2.0 – Heute Laut und morgen – MAILEN!" sah. Er forderte Menschen mit und ohne Behinderung dazu auf, einen elektronischen Brief an die Abgeordneten ihres jeweiligen Wahlkreises zu verfassen und darin Missstände aufzudecken und Forderungen an ein gutes Teilhabegesetz zu stellen.

Hier fühlte ich mich angesprochen. Wie konnte es beispielsweise sein, dass in meinem Heimatort eine Schule für mehrere Millionen umgebaut wurde und am Ende der Fahrstuhl „vergessen" wurde? Warum dürfen beeinträchtigte Menschen, nur weil sie auf eine Assistenz angewiesen sind, lediglich 2.600,00 Euro (damaliger Stand) ansparen? Nochmal zum Mitschreiben: Auch für uns ist es nicht schön, immer jemanden bei sich zu haben und ständig um Hilfe fragen zu müssen!

Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr Punkte fielen mir ein, in denen ich im Laufe meines jungen Lebens aufgrund meiner Behinderung schon benachteiligt wurde. Nicht weil ich früher auf dem Spielplatz nicht aufs Klettergerüst konnte oder der Führerschein für mich zu einer Unmöglichkeit wurde. Nein, davon rede ich nicht. Ich fühlte mich durch unsinnige Gesetze und viel zu viele Treppenstufen, die nicht durch Rampen ausgeglichen wurden, ungerecht behandelt.

Also entstand dieser Brief! Ich schrieb so ausführlich und so emotional wie möglich und als ich zufrieden war, sendete ich den Text an mehrere Adressen, unter anderem an die Abgeordneten im Land Sachsen Anhalt und im Land Brandenburg. Um das Ganze zu überwachen schuf ich eine Facebook-Seite mit dem Namen „Aktiv trotz Handicap". Dort veröffentlichte ich meinen Brief und die, in mein Postfach einfliegenden und natürlich sehr viel versprechenden, Antworten. Menschen zeigten sich betroffen und egal, ob sie es tatsächlich waren, ich hatte meine Antworten. Und mir war durchaus bewusst, dass ein lächerlicher Brief nicht zu einer Gesetzesänderung führen würde. Aber ich hatte das zu Papier gebracht, was ich und viele andere auch dachten. Keine Beschönigung, lediglich die schockierende Wahrheit!

Zu diesem Zeitpunkt begann ich mich verstärkt für Rechte von Menschen mit Behinderung zu interessieren. Mein zweites Standbein, eine Facebook-Seite, auf der ich Reisetipps für Menschen mit Behinderung gab, begann langsam zu bröckeln. So ist das nun mal, wenn man ein Projekt zu zweit auf die Beine stellt. Es gibt keine Garantie, dass man sich für immer gut versteht. Also begann ich, im August 2016, meine Reiseberichte auf meine neue Seite zu übertragen. Diesmal sollte alles besser werden. Ich änderte meinen Namen in „Handicaptation" um, ein Phantasiename, der für mich das große Ganze bedeutete. Egal in welchem Bereich, es sollte an Menschen mit Handicap gedacht sein. Das war meine Idealvorstellung.

Eine Weile war ich damit beschäftigt, Reiseberichte zu korrigieren und zu verbessern. Später kamen dann aber auch Filmkritiken zu Filmen, die sich mit dem Thema „Behinderung" auseinandersetzten, hinzu. Sportarten wie beispielsweise E-Hockey wurden auch Teil meiner Artikel, da ich diesen Sport seit September 2015 betrieb und auch schon an einigen Wettkämpfen teilgenommen hatte. Die Idee, ein umfassendes Infoportal für Menschen mit Behinderung zu erschaffen, nahm in meinem Kopf immer mehr Gestalt an.

Auslöser, das Projekt in die Tat umzusetzen, waren die vielen Anfragen, die ich zum Thema „Persönliches Budget und Assistenz" bekam. Viele kannten sich hier gar nicht aus und wussten nicht, was ihnen eigentlich zustand. Das musste ich ändern. Also fing ich an, alles zusammenzusuchen, was ich jemals zum Thema „Aktiv trotz Handicap" gemacht hatte: alle meine Reiseberichte, Filmkritiken, Artikel über Rollstuhlsport oder Tipps zu barrierefreien Veranstaltungsorten, natürlich auch den Brief, mit dem alles begann.

Ich selbst bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Aber Stillstand? Nein, auf keinen Fall! Mein großer Wunsch ist es, möglichst viele Menschen dazu zu ermutigen, die Behinderung nicht als Bremse sondern als Chance zu sehen. Ich möchte, dass sich Menschen durch mein Projekt gut informiert und sicher fühlen. Denn Aktivität ist das, was uns alle antreibt. Also los: Werde aktiv! Ich helfe dir dabei. Du bist interessiert? Dann schau gerne mal hier vorbei:
https://www.facebook.com/Aktivtrotzhandicap/
https://handicaptation.jimdo.com/

Ich freu mich auf euch!

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