Jugendinklusionscamp

Die Zukunft beginnt mit uns allen

Die Zukunft beginnt mit uns allen

Veröffentlicht am  von Ottmar Miles-Paul

Dr. Joachim Stamp, Joscha und Sonja Röder auf der Bühne
Dr. Joachim Stamp, Joscha und Sonja Röder auf der Bühne
Bild: Susanne Göbel

Bonn (kobinet) “Die Zukunft beginnt mit uns allen!” So titelten die über 100 Teilnehmer*innen des inklusiven Jugendaktionscamps, das vom 3. – 5. Mai anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in den Räumen der Aktion Mensch in Bonn stattfand, ihren Aufruf für eine inklusive Gesellschaft . Dieser wurde bei der Demonstration zum Abschluss des Jugendaktionscamps im Anschluss an eine Demonstration bei der Abschlusskundgebung von Jugendlichen vorgetragen. Die 15jährige Inklusionsbotschafterin Joscha Röder aus Bonn übergab die Forderungen an den stellvertretenden Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Joachim Stamp, der den Jugendlichen einen Termin mit ihm in seinem Ministerium zusagte. Im folgenden dokumentieren die kobinet-nachrichten die Statements und Forderungen der Teilnehmer*innen des Jugendaktionscamps, sowie deren Grußbotschaft an die Demonstration in Berlin.

Sötje:
Wir stehen heute hier stellvertretend für rund 100 andere Jugendliche.
Zusammen haben wir ein Wochenende lang intensiv am Thema Inklusion gearbeitet.
Wir sind Teilnehmer*innen des Jugendaktionscamps #MissionInklusion, das bei der Aktion Mensch stattgefunden hat.
Wir sind ganz unterschiedliche junge Menschen.
Manche von uns haben eine Behinderung. Andere nicht.
Wir haben verschiedene Schulen besucht.
Wir sehen alle ganz unterschiedlich aus.

Sihan:
Jeder und jede von uns kann irgendetwas anderes besonders gut.
Aber eins ist uns allen gemeinsam: Wir wollen uns einsetzen für eine inklusive Gesellschaft!
Darum möchten wir Ihnen, Herr Stamp, heute auch unseren Aufruf für eine inklusive Gesellschaft übergeben.
Heute ist ein guter Tag dafür.
Denn der 5. Mai ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.
Überall in Deutschland setzen sich heute Menschen für eine vielfältige Gesellschaft ein.

Merle:
Wie sieht eine inklusive Welt aus?
Es ist eine Welt, in der es normal ist, verschieden zu sein.
Eine Welt, in der niemand wegen seiner Behinderung ausgegrenzt wird.
Eine bunte Welt ohne Rassismus.
Eine Welt, in welcher Geschlechter keine Rolle spielen und divers ok ist.
Eine Welt, in der junge Menschen mitbestimmen und gehört werden.
Eine Welt, in der jeder so akzeptiert wird, wie sie/er ist.
Wir denken, dass eine inklusive Welt gut ist für alle Menschen.

Salwa:
Worum geht es uns konkret?
Inklusion ist für uns ein Thema, das alle Bereiche des Lebens betrifft.
Inklusion sollte immer und überall selbstverständlich sein.
Leider ist sie das noch nicht.

In diesen Bereichen vermissen wir Inklusion am meisten:
In der Bildung:
Wir möchten, dass alle Kinder und Jugendlichen gemeinsam unterrichtet werden.
Wir möchten, dass niemand aussortiert wird.
Wir möchten, dass die Schulen so gut ausgestattet werden, dass inklusive Bildung auch möglich ist.
Wir möchten, dass Qualität unabhängig geprüft ist.
Wir möchten, dass unsere Lehrer*innen über das Thema Inklusion Bescheid wissen.
Wir möchten, dass Inklusion ein Thema im Unterricht ist.
Wir möchten einen lebenspraktischen Unterricht.
Wir möchten, dass nach unseren Stärken geschaut wird.
Wir möchten, dass wir dort unsere Persönlichkeit entwickeln können.
Inklusive Bildung ist ein Menschenrecht!

Jana:
Bei der Arbeit:
Wir möchten, dass wir alle selbstverständlich ein Teil der allgemeinen Arbeitswelt sind.
Wir möchten, dass wir die Jobs bekommen, die wir machen können und machen möchten, ohne behördliche Einschränkungen und selbstbestimmt.
Wir möchten eine barrierefreie und vorurteilsfreie Arbeitswelt.
Wir möchten einen fairen und echten Lohn und kein Taschengeld.

Cristina:
Beim Thema Wohnen:
Wir brauchen mehr bezahlbare barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnungen.
In der Freizeit:
Wir möchten eine Welt ohne Vorurteile und Hindernisse, in der wir unsere Freizeit gemeinsam verbringen können.

Caro:
Was die Politik tun sollte:
Eine Teilnehmerin unseres Camps hat gesagt:
Man kann die Umsetzung der Inklusion mit der des Klimaschutzes vergleichen:
Beides gelingt nicht, obwohl sich die Bundesrepublik Deutschland dazu verpflichtet hat.
Das ist Betrug an unserer Zukunft!
Wir wollen, egal ob behindert oder nicht, im eigenen Tempo lernen dürfen.
Wir wollen individuell gefördert werden.
Dazu müssen die Schulen besser ausgestattet werden.

Björn:
Schüler*innen mit Behinderung haben ganz verschiedene Bedürfnisse, um gut gemeinsam mit allen lernen zu können.
Wir brauchen Lehrer*innen und Mitschüler*innen mit Gebärdensprach-Kompetenz.
Gebärdensprach-Kompetenz brauchen wir auch in allen anderen Lebensbereichen, z.B.. im Museum, bei der Bahn, in der Arbeitswelt, an allen öffentlichen Orten.

Sebastian:
Wir brauchen Hilfsmittel und Technik zum Ausgleich sämtlicher Behinderungen.
Zum Beispiel IT-Ausstattung für blinde und sehbehinderte Menschen, Lichtsignalanlagen und Vibrations-Alarme für gehörlose Menschen, ebenerdige Zugänge und barrierefreie Toiletten für Menschen mit Mobilitätseinschränkung und Leichte Sprache für alle, die es brauchen.
Wir brauchen ganz verschiedene Assistenzen und Unterstützung.
Die Politiker*innen sollten dafür sorgen, dass wir all das unkompliziert bekommen können.
Nicht nur in der Schule, auch in der Arbeitswelt und in der Freizeit soll Inklusion selbstverständlich werden.
Wir fordern die Politiker*innen auf, das möglich zu machen.
Unser Aufruf soll kein Wunsch für ferne Zeiten sein.
Wir wollen eine inklusive Gesellschaft ab heute hier und morgen überall!
Deshalb haben wir beim Jugendaktionscamp diese Raumsonde gebaut.
Sie enthält unsere Wünsche, Ideen und Botschaften.
Herr Stamp, bitte nehmen Sie unsere Botschaften mit nach Düsseldorf!
Sorgen Sie dafür, dass wir damit gemeinsam abheben können in eine inklusive Zukunft für alle Menschen!
Vielen Dank!

Folgende Grußbotschaft vom Jugendaktionscamp aus Bonn wurde bei der Demonstration zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen mit ca. 3.000 Teilnehmer*innen in Berlin verlesen:

Soeben hat uns eine Grußbotschaft aus Bonn erreicht, wo heute ebenfalls eine große Demonstration zum 5. Mai stattfindet. Mit dabei sind rund 100 Jugendliche mit und ohne Behinderung, die hier ein Wochenende lang intensiv am Thema Inklusion gearbeitet haben. Junge Menschen aus ganz Deutschland haben mitgemacht beim Jugendaktionscamp #MissionInklusion, das bei der Aktion Mensch stattgefunden hat.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jugendaktionscamps haben eine Botschaft für eine inklusive Gesellschaft erarbeitet. Mit ihren Wünschen, Visionen und Forderungen für eine Welt, in der niemand ausgegrenzt wird, haben sie eine große Raumsonde bestückt. Die haben sie heute auf dem Bonner Münsterplatz an den stellvertretenden Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Dr. Joachim Stamp, übergeben.

Die Jugendlichen in Bonn setzen sich damit unter anderem ein für bessere, inklusive Bildung. Wir möchten, dass niemand aussortiert wird. Wir möchten, dass die Schulen so gut ausgestattet werden, dass inklusive Bildung auch möglich ist.

Inklusion soll keine Zukunftsmusik bleiben, sondern schon heute beginnen. Darauf machten die Jugendlichen in Bonn kreativ, bunt und laut aufmerksam. Auf dem Jugendinklusionscamp haben sie viele Kontakte geknüpft, Ideen entwickelt und Projekte gestartet, mit denen sie sich auch künftig für eine inklusive Gesellschaft einsetzen wollen.

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