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Uwe Frevert: Dank Solidarität ohne Probleme zu Hause

Uwe Frevert: Dank Solidarität ohne Probleme zu Hause

Veröffentlicht am Donnerstag, 18. Mai 2017 von Ottmar Miles-Paul

Uwe Frevert

Uwe Frevert 
Bild: kobinet/omp

Kassel (kobinet) Nach der Veröffentlichung des Berichtes über den Polizeieinsatz gegen das Verharren von Uwe Frevert in einer Kasseler Straßenbahn in den kobinet-nachrichten gingen gestern viele Solidaritätsbekundungen aus verschiedenen Teilen Deutschlands ein. Die spontane Solidarität vor Ort sorgte letztendlich wohl aber dafür, dass Uwe Frevert trotz eines gegen ihn verhängten Hausverbotes ohne Probleme nach Hause kam.

"Ich bin wieder gut nach Hause gekommen", teilte Uwe Frevert gestern Abend den kobinet-nachrichen mit. Am Morgen war diese für die meisten Bürgerinnen und Bürger selbstverständliche Tatsache für Uwe Frevert noch sehr fraglich. Wie gestern in denkobinet-nachrichten berichtet hatte sich Uwe Frevert gestern Morgen geweigert, eine Straßenbahn wieder zu verlassen, nachdem ihm der Fahrer vorher hineingeholfen hatte. Schuld daran sind die neuen Beförderungsregelungen für RollstuhlnutzerInnen der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG). Doch wie ging es für Uwe Frevert gestern weiter?

Nachdem er mit über einer halben Stunde später nach der Auseinandersetzung mit der Polizei und der KVG im Büro angekommen war, sprach sich im Kasseler Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen schnell herum, was behinderten Menschen in Kassel neuerdings drohen kann, wenn sie auf ihr Beförderungsrecht beharren. "Es dauerte nicht lange, da kam schon der Kasseler Stadtverordnete Boris Mijatovic von den Grünen bei mir im Büro vorbei und entschuldigte sich in seiner Funktion offiziell bei mir. Er veranlasste, dass die Grünen bei der Kasseler Verkehrsgesellschaft nachhakten. Diese Solidarität vor Ort tat nach dem Stress in der Straßenbahn richtig gut", so Uwe Frevert. Nachmittags kam dann die Nachricht aus der Grünen-Fraktion aus dem Rathaus: "Ich habe eben mit der KVG telefoniert. Das Hausverbot hat sich glücklicherweise in Luft aufgelöst. Diese Entscheidung steht dem Fahrer nicht zu, sondern nur der Rechtsabteilung der KVG. Der Fahrer hat nur das Hausrecht im akuten Fall. Du kommst heute also ohne Probleme wieder nach Hause. Sollte es nochmal zu so einer Situation kommen, sind wir selbstverständlich wieder an deiner Seite und unterstützen dich. Natürlich bleiben wir auch dran, dass es bei einem Einzelfall bleibt und sich die Situation für euch Rolli-Fahrer endlich zufriedenstellend klärt", schrieb Arne Träger, der Fraktionsgeschäftsführer der Kasseler Rathausfraktion der Grünen. Das Angebot der Grünen, Uwe Frevert zur Not auch in der Straßenbahn oder mit dem Bus nach Hause zu begleiten, war dann also nicht mehr nötig.

"Über diese Solidarität und die Nachricht habe ich mich natürlich gefreut. Ich habe aber noch meine Zweifel, ob das mit dem Hausverbot am Ende so stimmt, denn es war nicht der Fahrer, sondern ein mit der Polizei herbeigeeilter Vertreter der KVG, der mir das Hausverbot verhängt hat. Bei der Rückfahrt mit dem Bus gab es auf jeden Fall keine besonderen Vorkommnisse. Ich bin aber schon sehr gespannt, was passiert, wenn ich demnächst wieder mit der Straßenbahn oder dem Bus zur Arbeit fahre. Vor allem während der am 10. Juni beginnenden documenta könnte es in Kassel sehr spannend werden, wenn nur einem Rollstuhlnutzer in die Bahn geholfen wird," erklärte Uwe Frevert gegenüber den kobinet-nachrichten. Weiteren Kasseler Possen sei also erst einmal Tür und Tor geöffnet, solange die neuen Regelungen von der KVG beibehalten werden. Und das ist für Uwe Frevert auch das Hauptproblem: "Der Straßenbahnfahrer und die Polizei waren ja trotz alledem sehr nett, die Solidarität tut auch gut, aber letztendlich müssen sich die Leute ja an die neuen Beförderungsregelungen der KVG halten, die nun mal für RollstuhlnutzerInnen völlig unsinnig und diskriminierend sind. Am Grundproblem muss also was geändert werden – und das am besten bevor die documenta am 10. Juni beginnt", so Uwe Frevert. Seine nächste Fahrt mit dem Bus oder der Straßenbahn kommt also bestimmt.

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