Allgemein

Freistaat Sachsen legt Studie zu Wohnbedarf von Menschen mit Behinderungen vor

Freistaat Sachsen legt Studie zu Wohnbedarf von Menschen mit Behinderungen vor

Veröffentlicht am Freitag, 10. März 2017 von Hartmut Smikac

Bild zum Wohnen

Bild zum Wohnen 
Bild: Aktion Mensch e.V.

Dresden (kobinet) Wie aus einer Pressemittelung des Selbsthilfe Netzwerkes Sachsen zu erfahren ist hat der Freistaat Sachsen als erstes Bundesland eine gezielte Studie zu den subjektiven Wohnbedürfnissen von Menschen mit Behinderungen vorgelegt. Dabei wurden insbesondere motorische oder sensorische Behinderungen berücksichtigt und die spezifischen Wohnbedarfe für diese Personengruppen ermittelt. Für die Studie wurden 2400 Antworten von Menschen mit Behinderungen aller Altersgruppen im Landkreis Bautzen, dem Erzgebirgskreis und der Stadt Leipzig exemplarisch ausgewertet. 

Im Beisein der Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz Barbara Klepsch hatte kürzlich im Haus an der Kreuzkirche in Dresden die 6. Offene Tagung des Beauftragten der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen stattgefunden. Unter dem Thema „Aktionsplan der Sächsischen Staatsregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention“ – Schwerpunkt „Wohnen“ wurde vor mehr als 100 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die vom Sächsischen Staatsministerium des Innern in Auftrag gegebene neue Studie „Bedarfsgerecht barrierefreier Wohnraum in Sachsen“ vorgestellt und diskutiert. Sie ist eine Maßnahme des Aktionsplans der Staatsregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, der im vergangenen Jahr beschlossen wurde.

Die Studie hat fünf Kriterienkataloge ermittelt, in denen aufgeführt wird, wie die Ausstattung von Wohnung und unmittelbarem Wohnumfeld aussehen sollte, damit sie für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungsarten und unterschiedlichen Hilfsmitteln bedarfsgerecht ist. Legt man diese Kriterien zu Grunde, ist derzeit nur bei etwa 12 Prozent der Wohnungen für Menschen mit einer motorischen Behinderung von einer Bedarfsgerechtigkeit auszugehen, bei Wohnungen für Menschen mit einer sensorischen Behinderung liegt der Wert dagegen bei 42 Prozent. Der größte Anpassungsbedarf besteht bei Wohnungen und dem Wohnumfeld für Menschen, die einen Elektro-Rollstuhl oder Rollstuhl mit Hilfsperson benötigen.

„Wir wollen den Weg in eine inklusive Gesellschaft gemeinsam gehen. Dabei wird auch das Thema barrierefreier Wohnraum künftig besonders im Fokus stehen. Und hier liegt noch ein großes Stück Arbeit vor uns“, betonte die sächsische Sozialministerin Barbara Klepsch während der Tagung. „Um aber wirklich die Barrieren in den Köpfen abzubauen, müssen wir zeigen, dass Barrierefreiheit allen nützt und die Attraktivität des Wohnumfeldes erhöht. Einen Fahrstuhl neben der Treppe können Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen oder Senioren gleichermaßen nutzen.“

Wie die Studie verdeutlicht, sind das aktuelle Angebot und der zukünftige Bedarf an barrierefreiem Wohnraum weit voneinander entfernt. Die Anpassung des Wohnungsbestandes wird sich zu einer der dringendsten gesellschaftlichen Aufgaben im Freistaat Sachsen entwickeln, bei der ich die vollumfängliche bauordnungsrechtliche Erfassung für unumgänglich halte“, so der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Stephan Pöhler. „Die Ergebnisse bestätigen die Erwartungen: Viele Menschen mit Behinderungen wohnen in Wohnungen, die ihren Einschränkungen nicht gerecht werden.“„Trotz der oftmals erheblichen Einschränkungen im Alltag ist es erfreulich, dass insgesamt 90 Prozent der Befragten sehr zufrieden mit ihrer Wohnsituation sind.

Mit der Studie liegen nun erstmals detaillierte Kriterienkataloge für bedarfsgerechte Wohnungen sowie das unmittelbare Wohnumfeld vor“, sagte Innenminister Markus Ulbig im Vorfeld der Tagung. „Unabhängig von den hohen Zufriedenheitswerten sieht die Studie jedoch Handlungsbedarf, mehr Wohnungen bedarfsgerecht barrierefrei zu gestalten. Dies ist eine Aufgabe für alle wohnungspolitischen Akteure und Ansporn für die Politik.

Das Staatsministerium des Innern in Sachsen fördert bereits seit 2007 den Abbau von Barrieren in Wohnungen und Wohngebäuden mittels Darlehen. So wurden bis Ende 2016 rund 63,6 Millionen Euro Fördermittel für rund 6.000 Wohneinheiten ausgereicht.  „Aber wir werden weitere Anstrengungen unternehmen, um die Bedarfsgerechtigkeit insbesondere für Rollstuhlfahrer zu verbessern“, betonte Ulbig

Einen Kommentar schreiben