„Team Wallraff“
Lebenshilfe erhielt früher Hinweise – RTL widerspricht Darstellung
In dieser Leverkusener Einrichtung sollen sich die entwürdigenden Szenen abgespielt haben. Während der Arbeitszeit herrscht auf dem Hof Stille.FOTO: Uwe Miserius
Leverkusen. Über die Vorgänge in den Leverkusener Lebenshilfe Werkstätten in Bürrig soll die Geschäftsführung weit früher informiert gewesen sein als sie nach der Ausstrahlung der RTL-Sendung „Team Wallraff“ eingeräumt hat.
Die herabwürdigende und diskriminierende Behandlung der zu betreuenden geistig schwerbehinderten „Lisa“ durch zwei Gruppenleiter der Einrichtung sei den Eltern der jungen Frau seit Januar 2016 bekanntgewesen, teilte RTL-Pressesprecher Matthias Bolhöfer gestern mit.
Reporterin Caro Lobig, die im Dezember 2015 unerkannt als Praktikantin in der Werkstatt gearbeitet und den herabwürdigenden Umgang mit „Lisa“ filmisch dokumentiert hatte, habe die Eltern über die Vorfälle sehr umfangreich informiert und auch die Namen der beteiligten Betreuer genannt.
Eltern sprachen mit der Leitung.
Daraufhin hätten die Eltern mit der Leitung der Einrichtung gesprochen, die der Sache nachgehen wollte. Auf Anfrage der Wallraff-Redaktion im Sommer 2016 hätten die Eltern gesagt, „Lisa“ gehe es in der Einrichtung gut.
Als im Dezember 2016, also ein Jahr nach der ersten Undercover-Recherche, noch einmal eine andere Reporterin, ebenfalls als Praktikantin getarnt, diese Angaben in der Bürriger Einrichtung überprüfte, kam sie zu einem ganz anderen Ergebnis.
RTL habe daraufhin die Lebenshilfe-Werkstätten mit der Recherche des Senders konfrontiert. „Wir sind in einem intensiven Austausch mit der Lebenshilfe und sind auf große Kooperationsbereitschaft gestoßen“, so RTL-Sprecher Bolhöfer. Allerdings sei der zeitliche Ablauf in der Pressekonferenz des Vereins am Dienstag „nicht ganz korrekt“ dargestellt worden.
Geschäftsführer Harald Mohr war für eine Stellungnahme dazu am Mittwoch nicht zu erreichen. Die Einrichtung hat die zwei beschuldigten und in den Fernsehaufnahmen zu sehenden Mitarbeiter inzwischen fristlos von der Arbeit freigestellt.
„Lisa“, so habe der Anwalt, den ihre Eltern eingeschaltet haben, RTL mitgeteilt, werde die Werkstatt ab sofort nicht mehr besuchen. Die Eltern wollen Anzeige gegen den Betreuer stellen. (ger)
– Quelle: http://www.ksta.de/25786754 ©2017